PC-CNC-Fräsen
Wie bei Tausend anderen Modellbauern, steht auch in
meiner Werkstatt eine Mini-CNC-Fräse.
Nach einem Jahrzehnt Umbauen, Verbessern und Ergänzen ist von der ursprünglichen
Maschine nur noch wenig in Verwendung.
Reichlich Lehrgeld musste ich berappen und Erfahrungen sammeln, bis meine Teile
auch
verwendbar waren, d.h. nach Zeichnung und innerhalb der Toleranzen.
Der Gesamtaufwand ist auf etwa 5000 € angewachsen.
Leider hatte, und habe, ich keine Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit
Menschen, die
versuchen mit bescheidenen Mitteln Teile zu fertigen wofür man eigentlich
professionelle
Maschinentechnik und ausgebildete Zerspaner braucht.
Einsehen musste ich auch, dass die Ratschläge von Profis wenig hilfreich sind,
weil diese
Leute immer von ganz anderen Voraussetzungen ausgehen. Das mag auch der Grund
dafür
sein, dass sich bei modellbauenden Profis ganz andere Maschinen wiederfinden.
Die alte
"Deckel", eine FP2 oder FP3 ist fast üblich, der Werkzeugsatz und die
Spannmittel sind
ebenfalls "übernommen" und gefräst wird von Hand. Für CNC-Teile hat man
Beziehungen!
Mein Teile- und Materialspektrum:
Die wichtigsten Einschränkungen liegen in Größe und Material. Die
Maximalabmessungen
ergeben sich nicht nur aus den "Brutto" Verfahrwegen des Maschinchens sondern
auch
aus den Werkzeugabmessungen und den Spannvorrichtungen bzw.aus den Spann-
möglichkeiten.
Rasch bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass ich nur Messing und Aluminium
bearbeiten
kann, und nur in geeigneten Sorten, sprich Legierungen. Kunststoffe und Holz
sind ebenso
problematisch wie Stahl und Guß.
Mein Maschinchen:
Ursprünglich war auf der Grundplatte der Bohr-Fräskopf
EMCOMAT-7 montiert, der eigentlich
an einer Drehmaschine seinen Dienst tun sollte und jetzt in der Ecke auf
Wiederverwendung
wartet. Der Fehlmann Kreuztisch ist Schweizer Präzision und nachträglich mit
geschliffenen
Kugelgewindetrieben, 2mm Steigung ausgerüstet. Diesen Umbau musste ich mir
leisten, weil
das Umkehrspiel ein "ewiges" Ärgernis war. Die XY-Schrittmotore sind direkt an
die Spindeln
"fliegend" angeflanscht und haben Drehmomentstützen, die Z-Achse hat eine
Stirnraduntersetzung.
Die Z-Achse ist Eigenbau aus geschliffenen Alu-Planplatten. Vier vorgespannte
Wagen auf Profil-
schienen Gr.25 samt gerolltem Kugelgewindetrieb sind die Basis für den Fräskopf.
Der Fräsmotor
ist ein Sondermotor der Fa. EMS. Der A-seitige Flansch ist eine
Eigenkonstruktion mit einem
SKF-Präzisions-Schrägkugellagerpaar für 35mm Welle. In die Sonderwelle ist ein
zylindrischer
Regofix ER20 Spannzangenhalter eingeklebt. Der Rundlauf ist besser 5µm. Der
Motor läuft
an einem Dannfoss-Frequenzumrichter max. 22000 U/Min. bei 400Hz. Die
Wicklung ist auf
220V/200Hz ausgelegt und voll vergossen. Dank Feinwuchtung, ruhiger Lauf.
Den "Uralt"-Maschinenschraubstock habe ich nachschleifen lassen, Auflage und
Festbacke
sind jetzt "fein" im Winkel.
Als Referenztaster verwende ich Präzisions-Mikroschalter von Honeywell die nicht
mehr im
Handel sind. Die Wiederholgenauigkeit ist ca. 0.01mm und gerade noch gut genug.
Die Gesamt-Steifigkeit der Anordnung ist ausreichend um mit 5mm
HM-Alu-Fräser in ALU F37
bis 2.5mm/Sek. Vorschub zu fräsen.
Insgesamt nur noch eine "Preiswert-Lösung" für ca. 3000 €.
Ein ungelöstes Problem ist die Schmierung und Späneentsorgung. Im Trockenbetrieb
mit Span-
absaugung ( handgeführt per Auge) ist die Standzeit der HM-Werkzeuge auch in Ms
und Alu
nicht überzeugend und die Genauigkeit leidet.
Gute Ergebnisse erreiche ich mit Minimalmengen-Schmierung, Jokisch-Air-Cutting-Fluid, wobei
ich eine AirBrush-Pistole zur Dosierung verwende. Eine geeignete Absauganlage
für den Sprühnebel
habe ich noch nicht gefunden. Die rückstandsfreie Auftrocknung ist nach meiner
Erfahrung
eine "Prospektwahrheit" oder nur mit präziser Dosierung erreichbar in Verbindung
mit Kapselung
und Absaugung ( € 3000 ++).
Die Steuerung:
PC-NC von Burkhard Lewetz hat sich im Laufe der Jahre zu einem
zuverlässigen und stabilen
DOS-Programm entwickelt. Die Kreisinterpolation taugt mit kleinen
Einschränkungen auch für
eingeklebte Kugellager ab 7mm Außendurchmesser, Fehler < 0.02mm wenn der "wahre"
Fräser-
Durchmesser in der Bahn berücksichtigt ist.
Das Einrichten:
Wo ist der Schraubstock oder die Referenzkante? Das ist hier die Frage!
Die Antwort finde ich mit einem mechanischen 3D-Taster der Fa. Haimer und einem
Stahlwinkel
Güteklasse1 bzw. einem 10x80mm Endmaß Klasse 2 und geduldigem Hin-Her. Die
Umrechnerei
in Offsetkoordinaten ist allerdings fehlerträchtig (menschliches Versagen).
Gleiches gilt für die Einstellung des Bahn-Nullpunkts.
Von der Zeichnung zum Teil:
Als absolut überzeugendes Konstruktions-Werkzeug, nicht nur in dieser
Preisklasse, verwende
ich BeckerCAD von DataBecker. Demnächst Update auf Version 5.
Die exportierten DXF-Dateien sind der Input für Filou 2000SE zum Generieren der
NC-Programme.
Allerdings muss ich diese manuell nachbearbeiten, weil ich keine Möglichkeit
kenne, die Leerwege
der Z-Achse zu vermeiden. Meistens verwende ich die Bahnkorrektur "Ohne" und
lege die Bahnen
konstruktiv fest.
Pc-Nc läuft bei mir auf einem älteren 300Mhz-Toshiba Labtop und, wegen DOS,
unvernetzt.
Die Softwarekosten sind zwar unter 500 €, billig wäre aber weniger.
Datentransport zu Fuß, per Floppy, wie in alten
Zeiten!
Die Fräser:
Der Privatmann ist bei den Werkzeuglieferanten ein unliebsamer, störender Kunde,
die Grossen
der Branche nehmen nur Firmengeld und geben horrende Rabatte, den armen
Großfirmen.
Deshalb kaufe ich Maykestag-Produkte bei einem hiesigen Händler, der
Rentner-Euro akzeptiert.
Andere Fabrikate führt er nicht. Punktum.
Ähnlich verhält es sich bei der Materialbeschaffung. Hier hilft mir ein kleiner
Metallhändler, der
Alu F37 und Ms 63 Stangen-Material vorrätig hat.
Nächste Veränderung:
Ich habe mir 3-Phasen Schrittmotore mit Mikrostep-Endstufen geleistet. (3 Achsen
ca. 800 €)
und ein WinXP-Fräs-Programm geschrieben. Basis ist eine Echtzeiterweiterung die
einen
30KHz-Takt mit Jitter < 10µSek. ermöglicht. Die Bahnberechnung erfolgt
in
double float,
die Laufruhe ist überzeugend, die "Trockentests" sind noch nicht
abgeschossen.
Die Funktionen habe ich, meinem Bedarf entsprechend, in
einem (1) Fenster programmiert.
Zum Einrichten von Werkstücken habe ich zwei Dialoge,
die mir das Rechnen ersparen.
Aus Lizenzgründen (KUKA-CeWin) kann ich das Programm nicht weitergeben, leider!
Wenn ich wissen würde wie man einen 30µSek. Timer-Interrupt unter WinXp
realisieren
kann, und die LPT-Schnittstelle zeitlich exakt bedient, dann wäre das aber kein
Problem.
Die KUKA-acontis Echtzeiterweiterung, die natürlich nicht nur diese beiden
Möglichkeiten bietet,
basiert auf einer Kopplung von XP und CE. Das XP-Programm dient dabei lediglich
als
grafische Bedienoberfläche, das Realtime-Modul läuft unter CE 5.00. Zur
Kommunikation dient
ein shared Memorybereich. Eine raffinierte Softwarekonstruktion, die sich seit
Jahren in
industriellen Anwendungen bewährt.
Obwohl CE die FPU nicht unterstützt, dauert die 3-Achs Bahnberechnung, in double
emuliert,
nur einige Mikrosekunden auf einem "ältlichen" 1GHz AMD-Prozessor, d.h. auch
eine 4. u. 5.
Simultan-Bahnachse ist möglich.
Der Testaufbau:
Das 3-Phasen Trio:
Eine der 3 Mikrostep-Endstufen:
Und die Versorgung:
Die Montageplatte ist eine ausgediente 19" 5He Front. Hoffentlich lohnt sich der
Aufwand....
Irgendwann !
Steinhart, im Juni 2007