SE 3130 Alouette II von SNCASE
Das Original:
Die französische "Lerche II" hatte ihren Erstflug im März 1955. Drei Monate
später nahm die Welt
Notiz von diesem "Vogel" weil Herr Boulet den Höhenweltrekord auf 8209m gebracht
hat.
Ein wahrlich gebirgstauglicher Wert. Als echter Mehrzweckhubschrauber fand er
natürlich das Interesse
der Luftwaffen. Mit einer stärkeren Turbine ausgestattet flogen bei den
Heeresfliegern über 250 Stück.
Bis 1975 die Produktion der Alouette II eingestellt wurde, gab es mehr als 1300
Exemplare in fast 50
Ländern in diversen Leistungsvarianten und Typenbezeichnungen. Dass sich die
Militärs allerlei
Bewaffnungen einfallen ließen, wundert nicht, obwohl die Lerche ein
friedfertiger Vogel ist.
Indische und südamerikanische Streitkräfte haben es auch
mit höheren Bergen zu tun und wünschten sich
eine Lerche mit verbesserter Leistung. 1979 flog das erste "Lama" die SA 315B
mit 640KW Turbine,
größerem Rotordurchmesser, 11,02 statt 10,20 Meter und 3-Blatt Heckrotor. Die
wundersame Wandlung
vom Vogel zum Berg-Kamel war geschehen und Herr Boulet kam im Juni 1972 mit dem
Lama auf die
unglaubliche Weltrekord-Höhe von 12442 Metern.
Modellbau:
Das Lama wurde als Luft-Rettungs- und Transportgerät viel bekannter als die
Alouette und ist Vorbild
vieler erstklassiger Scale-Modellbauer. Sogar diverse kommerzielle Hersteller
haben das Lama als Bausatz
im Programm.
Ein wahre Augenweide ist z.B. ein vollausgestattetes Lama von SSM-Technik. Peter
Schröppel hat eben
die berühmte Liebe zum Detail.
Das BigLama von Hirobo ist ähnlich attraktiv und spielt in der gleichen
Geldbeutel- und Größen- und Gewichtsliga.
Eines der faszinierenden Details ist der Gitterrumpf, eine echte Herausforderung
an den Modellbauer.
Aber da gibt es ja den Herrn Hallmann, der seit Jahrzehnten Gitterrümpfe aus
dünnwandigem Nirorohr
in Perfektion herstellt. Das wissen auch Modellbaufirmen, versuchen es erst gar
nicht mit Eigenbau,
sondern bedienen sich bei Hallmann-Modellbau.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich das auch tun werde, denn bei Hallmann gibt
es auch einen Rumpf
im Maßstab 1:8 (etwa) für den Einbau einer Mikado-Elektromechanik.
Ein flugfähiges Alouette II - Modell habe ich bisher nicht gefunden. Das
hat für mich den Vorteil, dass
ich mich nicht selbst und sofort mit den Edel-Geräte-Herstellern vergleichen
muss.
Mein Alouette "Projekt":
Die Faszination der "Gitterrumpf" Hubschrauber liegt für mich in der
Sichtbarkeit der Bauteile und Funktionen.
Die Schwierigkeit ist also nicht der maßstabsgetreue Nachbau einer formschönen
Karosse, in der man die
Modellbaumechanik "verstecken" kann.
Ein Großmodell soll es auf gar keinen Fall werden, sowenig wie ein Winzling. Ein
Muss ist auch der Elektro-
antrieb. Als brauchbaren Kompromiss habe letztlich 1 : 8 gewählt in der
Kategorie "beinahe" Semiscale, und habe
mich auf die Suche nach "Quellen" gemacht.
Kurzbeschreibungen, technische Basisdaten, "lausige" Drei-Seiten-Ansichten und
einige Fotos sind rasch
gefunden. Details sind leider "Fehlanzeige". Aber es gibt ja die Plastikmodelle
und da finde ich den
Revellbausatz 04478 Alouette II "ATTACK" M 1:32 und einen Händler der noch
1Stück hat, den er sofort
los wird, diesen Ladenhüter.
Das Deckblatt der Bauanleitung liefert auch die technischen Daten und noch eine
Kurzbeschreibung.
Aus den Detailzeichnungen habe ich auch einiges lernen können.
Ich gehe davon aus, dass den Konstrukteuren Quellen zur Verfügung stehen, die
für mich nicht zugänglich sind
und dass sie einen "anständigen" Job abliefern, was die Abmessungen anbelangt.
Zudem sollte die Detailtreue
nicht so groß sein, dass die Umsetzung mit Faktor 4 unmöglich ist.
Dachte ich, und wurde bald eines besseren belehrt.
Zum Vergleich verwende ich diese Seitenansicht einer zivilen Lerche:
Der Tank ist sicher kein Alouette Original, eher von einem Lama.
Aus "messtechnischen" Gründen habe ich den Revellbausatz nur soweit
zusammengeklebt:
Und noch ein Bild einer nicht flugfähigen Heeres-Lerche, von links und schön
bunt:
Ein Museumsbesuch:
Die Flugwerft des Deutschen Museums besitzt auch eine Alouette. Leider hängt das
gute Stück in einigen Metern
Höhe, ganz im Widerspruch zu einem Foto der Museumshalle im Internet. Hier sitzt
die Lerche am Boden.
Vermutlich hat mir der Museumsmann meine Enttäuschung angesehen als ich
wenigstens mit Fotos meinem
Gedächtnis nachgeholfen habe. Aber Herr Wolfgang Hohn hatte nicht nur
Verständnis für mein Anliegen, sondern
hat mir in ganz ungewöhnlicher Weise geholfen.
"Wissen's was, ich hole einen Kollegen und eine Leiter, dann können's
naufsteigen und a bisserl messen,
oder ich steig' nauf, und mess' für sie!"
20 Minuten später hatte ich die Maße als Ergänzung zu den Drei-Seiten-Ansichten
und ein paar Kopien aus
dem Originalprospekt aus dem Archiv.
Dieser Superservice war nicht nur meinen herzlichen Dank wert, sondern auch
einen Schein in die Kaffeekasse.
Jetzt konnte ich mich davon überzeugen, dass die Revell-Leute fast
maßstabsgetreu gearbeitet haben.
Die Konstruktion konnte beginnen.
Soweit die Vorgeschichte.
Steinhart